Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren in vielen Branchen an Bedeutung gewonnen, das gilt insbesondere für Technologiebranche. Denn Technologie verbessert zwar einerseits das alltägliche Leben in vielerlei Hinsicht, hat aber auch beträchtliche Auswirkungen auf die Umwelt. Daher müssen Entwicklung und Nutzung von Technologien nachhaltigen Prinzipien folgen, um die Umwelt zu schützen und eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu sichern. Der Begriff Nachhaltigkeit (Sustainability) umfasst die drei Dimensionen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance), kurz ESG. Inwieweit ein Unternehmen diese drei Dimensionen in ihr unternehmerisches Handeln einbezieht, kann als Maß für dessen Nachhaltigkeit herangezogen werden.
ESG als wirtschaftlich relevantes Thema
ESG ist für Unternehmen mittlerweile ein wirtschaftlich relevantes und wettbewerbsdifferenzierendes Thema geworden, u.a. bei der Verringerung klimaschädlicher Emissionen und umweltbelastender Stoffe, bei vermehrter Nutzung erneuerbarer Energien, durch erhöhte Transparenz in den Lieferketten, sowie beim Sicherstellen adäquater und gleichberechtigter Arbeitsbedingungen. Im Rahmen der Studie „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“ wurden 150 IT- und Business-Entscheider aus Produktion und Logistik in Deutschland befragt. Das Ergebnis: Fast 74 Prozent der befragten Unternehmen erfassen bereits Nachhaltigkeitsdate. Dies ist auch auf gesetzliche Regulierung zurückzuführen, die Unternehmen dazu verpflichten nachhaltigkeitsbezogene Aspekte und Maßnahmen voranzutreiben und offenzulegen, wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Neben den rechtlichen Vorgaben sind Wettbewerbsvorteile ein wichtiger Treiber für die Umsetzung von Nachhaltigkeit, so die Studie.
Wettbewerbsvorteil durch Energieeinsparungen
Wesentliche Bestandteile dieses Wettbewerbsvorteils sind Energieeinsparungen und die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks. Digitale Technologien sind ein essenzieller Baustein für die Erreichung der Klimaziele im Stichjahr 2030. Die Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung 2.0“ zeigt, dass der jährliche CO2-Ausstoß in Deutschland im Jahr 2030 mithilfe digitaler Technologien um rund 43 bis 80 Millionen Tonnen reduziert werden kann. Alleine durch Smart Grids (intelligente Stromnetze) könnten bis 2030 Einsparpotenziale von bis zu 18,6 Millionen Tonnen CO2 realisiert werden. Dabei handelt es sich um einen Netto-Effekt, bei dem die Emissionen von Rechenzentren und Endgeräten bereits berücksichtigt sind.
Umweltauswirkungen der Elektronikproduktion
Die Herstellung von elektronischen Geräten und deren Energiebedarf haben ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, einschließlich des hohen Verbrauchs von Ressourcen wie Wasser und Mineralien sowie der Freisetzung von Treibhausgasen. Durch die Einführung von energieeffizienten Technologien und die Verwendung umweltfreundlicher Materialien können Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. Außerdem spielt die Nutzung erneuerbarer Energiequellen eine entscheidende Rolle für die Nachhaltigkeit in der Technologie.
Rechenzentren und IT-Infrastrukturen verbrauchen enorme Mengen an Energie. Der Einsatz erneuerbarer Energien wie Sonnen- und Windkraft kann dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Entsprechend wachsen derzeit Unternehmen, die verstärkt in erneuerbare Energien investieren und ihre Infrastrukturen auf nachhaltige Energiequellen umstellen oder an der Entwicklung effizienterer Technologien zum Umweltschutz beteiligt sind.
Die GreenTech-Studie der Umwelttechnik BW zeigt, dass die GreenTech-Branche mit 3,3 Prozent aller Erwerbstätigen und 4,4 Prozent der Bruttowertschöpfung ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor in Baden-Württemberg ist. Der Vergleich zu anderen Schlüsselbranchen des Landes, darunter Maschinenbau (4,7 Prozent), Fahrzeugbau (3,8 Prozent) oder Elektroindustrie (3,2 Prozent) zeigt, dass die Leitmärkte Energieeffizienz, Wasserwirtschaft, Kreislauf- und Abfallwirtschaft, Ressourcen- und Materialeffizienz, Luftreinhaltung sowie umweltfreundliche Energieerzeugung und -speicherung wichtige Wirtschaftszweige in Baden-Württemberg sind.
Förderung der Kreislaufwirtschaft
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Technologiebranche. Produkte sollten so konzipiert werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus recycelt oder wiederverwendet werden können, anstatt auf Mülldeponien zu landen. Durch die Wiederverwendung von Materialien und die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten kann die Nachfrage nach neuen Ressourcen reduziert und die Abfallmenge verringert werden. Unternehmen sollten darauf hinarbeiten, Produkte zu entwickeln, die leicht reparierbar und aufrüstbar sind, und Programme zur Rücknahme und Wiederverwendung von Altgeräten einführen. Die Wiederverwendung von Materialien und die Vermeidung von Müll hat positive Effekte auf Entwicklungsländer, die oft unter der Umweltverschmutzung von Industrienationen leiden.
Die Entwicklung technischer Lösungen für globale Umweltprobleme ist ein weiterer Ansatz zur Förderung der Nachhaltigkeit in der Technologiebranche. Dies umfasst die Nutzung von Technologie zur Überwachung und Reduzierung von Luft- und Wasserverschmutzung, zur Erhaltung der Biodiversität und zur Bewältigung des Klimawandels. Durch die Kombination von Innovation und Nachhaltigkeit können Unternehmen positive Veränderungen in der Welt herbeiführen und gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg erzielen.
Basierend auf einer Analyse von Umwelttechnologiepatenten zeigt die Studie „Umweltinnovationen made in Germany“, dass die Spezialisierung Deutschlands auf Umwelttechnologien nicht sehr ausgeprägt ist, aber Deutschland bei fast allen relevanten Technologien über hohe technologische Kompetenzen verfügt. Dies wird durch mittlere bis hohe Anteile an den weltweiten Patentaktivitäten untermauert. Deutschland kann demnach einen bedeutenden Beitrag zur weltweiten Entwicklung von nachhaltigen Technologien leisten.
Fazit: Verantwortung der Unternehmen
Insgesamt ist Nachhaltigkeit in der Technologiebranche entscheidend für die Bewältigung der globalen Umweltkrise. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass ihre Aktivitäten und Produkte im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit stehen. Dies erfordert ein Umdenken in der Entwicklung, Herstellung und Nutzung von Technologien, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu gewährleisten. Deutschland und vor allem Baden-Württemberg sind in der Lage hier eine Vorreiterrolle einzunehmen.